Lockeres Denken – Loose Thinking
Bachelor - und Diplomausstellung
Kuratiert von Chus Martínez und Ines Goldbach
21. August bis 20. August 2015
Kunsthaus Baselland
kunsthausbaselland.ch
Diplomjahrgang: Vera Bruggmann, Denise Fonjallaz, Carla Céline Geissberger Azumi Goya, Mario Grossert, Silas Heizmann, Jorim Huber, Caroline Keller, Sonja Lippuner, Julia Minnig & Jelena Nikolić, Martin Pedersen, Gabriel Salgado, Jérémie Sarbach & Flurina Badel, Manuel Schneider, Tobija Stuker, Hanes Sturzenegger, Tanja Weidmann, Elisabeth Zeller
Es gibt selten die Gelegenheit, Teil eines künstlerischen Prozesses zu werden, der weder gesichert noch abgeschlossen ist, ja, der auch scheitern kann und darf. Die Ausstellung «Lockeres Denken – Loose Thinking» im Kunsthaus Baselland ist daher eine Chance. Eine Chance für diejenigen, die ausstellen, für die Institution selbst, aber auch und gerade für diejenigen, die sich als Besucher darauf einlassen. Denn «Lockeres Denken» kommt einem Versprechen gleich. Für einmal wird nicht einer festen Form und Formulierung nachgegangen, wird nicht allein dem Fertigen, Gesetzten, der Behauptung Platz gegeben, sondern gerade dem noch nicht Fertigen –, und somit auch der Möglichkeit zu scheitern.
Die Ausstellung vereint rund sechzig Studierende, die im ersten, zweiten und dritten Bachelorjahrgang stehen. Rund zwanzig von ihnen schliessen mit den hier gezeigten Arbeiten ihr Studium ab. Die meisten aber befinden sich noch mittendrin, respektive sind ganz am Anfang ihrer Ausbildung. Für mich stellte sich mit der Anfrage für diese Kooperation vonseiten der Leitung des Instituts Kunst der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, Chus Martínez, die Frage, ob ein solches An-die-Öffentlichkeit- Gehen in einem derart sensiblen Moment der künstlerischen Ausbildung beziehungsweise des künstlerischen Werdens richtig ist. Ist es für die Teilnehmer eine Chance innerhalb ihrer aktuellen Fragestellung oder stellt es gar einen Druck im falschen Moment dar? Wird der eine oder andere Besucher nicht vorschnell urteilen über eine Arbeit, die sich als scheinbar fertig gibt und doch mitten im Prozess steht?
Sobald der Künstler oder die Künstlerin mit seinem und ihrem Werk das private Umfeld des Ateliers verlässt, tritt er respektive sie in die Öffentlichkeit und ist dieser ausgesetzt. Man wird Kritik oder Lob erfahren, manchmal beides, wird sich aber auch mit anderen Kollegen, jünger oder älter, und Kulturschaffenden erstmals in dieser Art austauschen können. Vor allem aber wird die Arbeit selbst in dem neuen, noch unbekannten Umfeld einer Institution mit neuen Nachbarschaften von Werken anderer betrachtet werden können und somit vielleicht zum ersten Mal auch vom Künstler oder der Künstlerin «richtig» gesehen. Eben das kann ein Versprechen sein – die eigene Arbeit richtig sehen zu können, unabhängig vom Stadium des jeweiligen Werks.
So wünsche ich mir vor allem zwei Dinge für diese Ausstellung im Kunsthaus Baselland. Dass die Künstlerinnen und Künstler selbst ihre Arbeiten neu sehen lernen und auf ihr Potenzial hin befragen können. Nun, da das Umfeld sich geändert hat, da Platz und Raum anstelle von Überlagerung innerhalb eines Hochschulalltags getreten sind, sind auch die Möglichkeiten gegeben, mit dem neuen Gegenüber, der Öffentlichkeit, eben dieses Gespräch über die Arbeiten und das eigene Schaffen zu führen. So werden einige Werke und Ideen wohl fortgeführt, manches wird aber auch verworfen werden, aber es werden sich mit Sicherheit eben auch neue Kriterien herausbilden können. Der zweite Wunsch ist, dass wir als Besucher diese Chance aufgreifen und uns für einmal in das im Entstehen Begriffene einlassen. Nicht die Frage, was es sein könnte, ist dabei entscheidend, oder ob es in unseren Augen gut ist oder schlecht, sondern was es für uns bereithalten könnte.
Alle Teilnehmer und Teilnehmer- innen der Ausstellung stehen innerhalb ihres Studiums, aber das Künstlersein bindet sich bekanntermassen nicht an Ausbildung und Semes- ter, sondern ist bereits zuvor angelegt. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Lassen wir uns also überraschen von dem Privileg, für einmal das Kunsthaus gewandelt in einen Ort vorzufinden, an dem vieles sichtbar, aber eben auch vieles im Entstehen begriffen ist – und wir alle eine Vielzahl an besonderen Momenten und Erfahrungen für uns mitnehmen können.
Ines Goldbach
Direktorin Kunsthaus Baselland
PDF: Bachelor Thesis Arbeiten Lockeres Denken – Loose Thinking
Ausführliche Dokumentation der Bachelor Thesis Arbeiten unter: diplomhgkfhnw.ch/2015/kunst-bachelor
Fotos: Nici Jost, Video: Raphael Stucky